Wie kann ich mit meinen Eltern über ihre Beerdigung sprechen? Sie fühlen sich noch fit (sind sie nicht mehr so richtig) und wollen davon nichts wissen!
Es ist nicht leicht mit Menschen, die das Thema Tod verdrängen, über die Bestattung zu sprechen. Nur allzu verständlich aber ist diese Haltung. Die meisten Menschen möchten sich nicht mit ihrer eigenen Endlichkeit beschäftigen und schieben das alles weit von sich. Männer tun dies übrigens häufiger und energischer als Frauen. Von Männern hört man gerne auch markante Sprüche wie: „Mich könnt ihr eines Tages im Wald vergraben oder auf den Kompost werfen. Macht bloß kein Theater wegen mir.“
Wir als Bestatter haben längst festgestellt, dass solche Aussagen, ob sie nun von Männern und Frauen kommen, meist gar nicht die wirklichen Wünsche bezüglich der eigenen Bestattung widerspiegeln. Vielmehr resultieren diese Äußerungen aus dem Gedanken a) den Angehörigen wirklich keine unnötigen Kosten und Arbeit zu verursachen, und b) durch eine so drastische Äußerung das als unangenehm empfundene Gespräch abzudrängen.
Nun ist es aber sinnvoll, dennoch die Vorstellungen eines Menschen bezüglich seiner Bestattung zu erfahren. Einerseits will man ja später nichts falsch machen und andererseits hilft es sehr bei der eigenen Trauerbewältigung, wenn man die Bestattung in dem Gefühl abwickeln kann, für seinen Verstorbenen genau das Richtige zu tun. Wir haben oft schon Hinterbliebene erlebt, die schon bei der Frage, ob es eine Erd- oder Feuerbestattung werden soll, ratlos sind und keine Antwort geben können.
Die Möglichkeit, sich seiner Trauer hinzugeben und somit einen Schritt in Richtung Trauerbewältigung gehen zu können, wird dann überlagert von der Ungewissheit, ob man auch alles richtig gemacht hat. Und genau deshalb sollte man über das Thema Bestattung auch mit seinen Angehörigen sprechen. Das gilt umso mehr, aber nicht nur, wenn die Angehörigen schon älter oder schwer krank sind.
Selbstverständlich ist viel Fingerspitzengefühl erforderlich, um die betagten oder erkrankten Menschen nicht zu verletzen. Ein oft gehörter Satz der Betroffenen in diesem Zusammenhang ist: „Ach, ihr könnt mich wohl nicht schnell genug unter die Erde bekommen.“ Und weil dieser Satz so oft gesagt wird, ist er wunderbar geeignet, um mit ihm den Einstieg in ein solches Gespräch zu finden.
An einem Tag, der nicht gerade ein Tag voller schlechter Nachrichten ist, sollte man sich mit dem Betroffenen zusammensetzen und Nägel mit Köpfen machen. Man sagt klipp und klar, dass man mit dem, was jetzt zu besprechen ist, auf gar keinen Fall den baldigen Tod herbeiwünscht und man sich eine noch möglichst lange Zeit gemeinsam wünscht. „Nein, wir wollen Dich nicht bald schon unter der Erde sehen! Aber wir müssen jetzt mal über ein paar wichtige Dinge sprechen. Lass uns zehn Minuten reden, dann ist es auch schon wieder vorbei und ich weiß Bescheid. Mehr will ich gar nicht, nur zehn Minuten!“
In den allermeisten Fällen führt ein solcher Einstieg dann doch zum Erfolg. Ja, es hat sich sogar gezeigt, dass – wenn das Thema erst einmal auf dem Tisch ist – noch viel länger und ausführlicher gesprochen wird, als man ursprünglich vereinbart hatte.
Ist diese Art des Einstiegs nicht möglich, dann hat eine andere Methode schon oft geholfen: Jüngere und Gesündere aus der Familie können das Thema untereinander im Beisein des Betroffenen für sich besprechen. Das löst das Thema vom Alter und der Erkrankung des Betroffenen los und stellt es auf eine parallele Ebene. Zwei Kinder des alten Menschen oder die erwachsenen Enkel könnten sich gegenseitig erzählen, wie sie sich das eines Tages wünschen, und dann den alten Menschen einfach mit ins Gespräch einbeziehen.
Es hat sich auch gezeigt, dass man sehr gut anhand der Bestattung von anderen, beispielsweise Prominenten, einen Einstieg in das Gespräch bekommen kann. Man muss beharrlich sein und dem Betroffenen klar machen: Es dauert nicht lang und dann lassen wir Dich mit dem Thema auch in Ruhe!